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Letzte Änderung:
17.04.2023, 16:29
Startseite > Bibel - neu gelesen > Thomas-Evangelium > 101 - Wer seinen [Vater] und seine Mutter ...

(101) Wer seinen [Vater] und seine Mutter nicht hassen wird wie ich, wird mir nicht  Jünger sein können. Und wer seinen [Vater und] seine Mutter [nicht] lieben wird wie ich, wird mir nicht Jünger sein können. Denn meine Mutter, die [. . .]. Aber {meine} wahre [Mutter] gab mir das Leben.

Wenn in diesem Vers 101 so viel von hassen gesprochen wird und gleichzeitig sollen die Personen auf die zuvor der ganze Hass abgeladen wurde mit ähnlicher Intensität geliebt werden, dann wird provozierend verdeutlicht, wie eng Hass und Liebe im Menschen verwurzelt sind. Was überwiegt oder was treibt an? Wo Hass regiert, herrscht keine Liebe und wo Liebe ist, gibt es keinen Hass. Es geht in der Lehre Jesu immer um die richtige Tat. Sie mag noch so absurd erscheinen, leuchten muss aus ihr allein die Liebe. Das Kind kann seinen Eltern und Geschwistern entfliehen, es sollte trotzdem verdeutlichen können, dass darunter seine Liebe zu ihnen nicht leidet.
Eine Geschichte aus dem 20. Jahrhundert kann vielleicht etwas zum Verständnis beitragen. Fast 50 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges erfuhr eine Tochter von den unheilvollen Verwicklungen ihres Vaters in den letzten Kriegswirren. Einen Tag vor Einmarsch der Amerikaner veranlasste er - mit der massiven Energie eines nazitreuen Wehrmachtsoffiziers - die standrechtliche Erhängung eines 19-jährigen, weil dieser den Einmarsch angeblich beschleunigen wollte. Die Tochter meinte 60 Jahre später, dass diese scheußliche Tat noch einmal aufgearbeitet werden müsste. Sie fand damit nicht überall Zustimmung, denn es traten damit Fragen auf, die selbst "Nichtbetroffene" noch einmal nachträglich zum Überdenken ihrer damaligen Situation zwangen. Weshalb fühlte sich, in diesen buchstäblich letzten Stunden der Endkriegswirren,  niemand berufen für den jungen Mann einzusetzen. Konnte niemand sein Nächster sein? Helfershelfer für die Strangulierung standen dagegen zur Verfügung. Die Geschichte zeigt, warum im Zweifelsfall, Gott mehr geliebt werden soll, als Vater oder Mutter. Sein Gesetz fordert auch in einer extremen Situation eine Lösung, die sich am Nächsten zu orientieren hat.